• Sie nennen mich Sandy.

    Ich werde verkauft in Ulm.

  • Sie nennen mich Sandy.

    Ich werde verkauft in Ulm.

© Illustration: Andrea Leineke; Space Vector/shutterstock.com

Sie nennen mich „Sandy“.
Ich werde verkauft in Ulm.

© Illustration: Andrea Leineke; Space Vector/shutterstock.com

Menschenhandel und Zwangsprostitution gehören zu den lukrativsten Geldquellen des organisierten Verbrechens. Deutschland, das Land mit dem liberalsten Prostitutionsgesetz in der EU, ist Importland Nummer 1. Man nennt es nicht umsonst „das Bordell Europas“.

Menschenhandel und Zwangsprostitution gehören zu den lukrativsten Geldquellen des organisierten Verbrechens. Deutschland, das Land mit dem liberalsten Prostitutionsgesetz in der EU, ist Importland Nummer 1. Man nennt es nicht umsonst „das Bordell Europas“.

Die Gewinnsummen des Menschenhandels in Europa betragen 15 Milliarden US-Dollar jährlich und vielleicht noch mehr.

Deutschland – das Bordell Europas

Vielleicht ist die Prostitution das älteste Gewerbe der Welt, vielleicht gibt es Frauen, die aus freien Stücken als Sexarbeiterinnen ihr Geld verdienen. Doch mit Sicherheit hat dies nichts zu tun mit der Situation von 80 bis 90 Prozent der Prostituierten in Deutschland, die von Menschenhändlern aus Afrika, Asien und vor allem aus Südosteuropa mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt werden.

Deutschland ist in Europa das Land mit dem liberalsten Prostitutionsgesetz, woran auch die Novellierung von 2017 nichts geändert hat. Nach wie vor wird „Sexarbeit“ vom Gesetzgeber als ein normales Gewerbe betrachet. Die kriminelle Seite von Menschenhandel, Zuhältern und Bordellbetreibern wird schlicht ignoriert. Den zahlreichen Freiern wird es leicht gemacht, die menschenverachtende Seite ihrer Bordellbesuche einfach zu übersehen.

Unsere europäischen Nachbarn dagegen sehen das ganz anders. Zum Vergleich: In Frankreich sind Bordelle verboten und Zuhälterei wird mit mindestens fünf Jahren Gefängnis geahndet. Und in Schweden werden Männer bestraft, die zu einer Prostituieren gehen.

Die Öffentlichkeit will es nicht wahrhaben, dass möglicherweise hunderttausende von Frauen und Kindern mitten in unserem Rechtsstaat sexuell ausgebeutet werden. Es würde zu sehr allen Vorgaben und Idealen widersprechen und so wird es ignoriert, verdrängt oder schöngeredet. Die wenigen Ausnahmen, die an die Öffentlichkeit kommen, werden zwar aufs Schärfste verurteilt aber vor Gericht milde abgeurteilt. Und gesellschaftlich ist es kein Tabu mehr, seinen Junggesellenabschied im Puff zu feiern. Auch Herren aus der besseren Gesellschaft amüsieren sich in Nobelpuffs mit jungen Prostituierten (oder Sexsklavinnen?), ganz so als wäre das „standesgemäß“ und ihr gutes Recht. Zuhälter werden in die VIP-Lounge eines Fußballspiels oder sogar ins Fernsehen eingeladen. Sie als „Täter“ zu sehen, ist out und nicht mehr zeitgemäß.

Bittere Armut, Krieg und Ausweglosigkeit schaffen den Nährboden für leichtgläubige Opfer.

Brennpunkt Donauraum

Die Mehrzahl der Prostituierten in Deutschland kommt aus Donaustaaten wie Rumänien, Bulgarien und der Ukraine. Seit der EU-Osterweiterung haben kriminelle Banden ein leichtes Spiel, mittellose junge Frauen, teilweise aus Kriegsgebieten, mit dem Versprechen auf eine Arbeitsstelle nach Deutschland zu locken, um sie dann mit krimineller Gewalt zur Prostitution zu zwingen.

Über 80 Millionen Menschen leben im Donauraum. Es gibt viele Völker und Sprachen und noch mehr Probleme. Vielerorts herrscht bittere Armut. In Teilen werden Länder und Regionen von der Organisierten Kriminalität beherrscht. Es gibt uralte Handelswege, die am Fluss entlang führen und Routen, auf denen illegale Güter wie Waffen und Drogen, aber auch Frauen und Kinder gehandelt werden. Der Donauraum ist das europäische Rekrutierungs-, Transit- und Ausbeutungszentrum der „Ware Mensch“. Entlang des Flusses agieren zahllose Tätergruppen, und immer mehr junge Frauen und Kinder werden ihre Opfer. In Deutschland leben sie rechtlos, ohne Pass und müssen horrende Schulden an ihre Schleuser abzahlen. Morddrohungen hindern sie daran, sich den Behörden anzuvertrauen. An einem „guten“ Tag bedienen sie zehn Freier und müssen 90 Prozent des Geldes abführen.

Rivalisierende Gruppen kämpfen um die Vorherrschaft im Rotlichtmilieu.

Tatort Ulm/Neu-Ulm

Heute, so schätzt man, bieten in Ulm und Neu-Ulm etwa 300 Frauen sexuelle Dienste gegen Entgelt an. Etwa 80 Prozent von ihnen kommen aus Bulgarien und Rumänien. Sie sind in der Regel Zwangsprostituierte und Gefangene eines brutalen Milieus, aus dem es kein Entrinnen gibt.

Verschiedene gewalttätige Gruppen kämpfen um die Vorherrschaft im Rotlichtmilieu – in der Regel unbemerkt von der Öffentlichkeit, die die trügerische Ruhe mit Entwarnung verwechselt. Dringt ab und zu doch etwas an die Außenwelt ist es in der Regel ein unbeabsichtigter Betriebsunfall und zeigt nur, was im Untergrund brodelt. So schreibt Focus online am 17.12.2012 über die Situation in Ulm:

Es ist nicht lange her, dass auf Neu-Ulmer Seite nach einer Bombendrohung gegen einen Bordellbetrieb zwei Sicherheitsleute niedergeschossen wurden. (…) Es ist nicht lange her, als es im gegenüberliegenden Ulm nicht nur zu einer wilden Schlägerei zwischen zwei rockerähnlichen Gruppierungen in einer Rotlichtkneipe, sondern auch zu einer wilden Schießerei auf offener Straße kam, dass in Neu-Ulm eine Kneipe – Treffpunkt der Bandidos – in Flammen aufging … Sie bekriegen sich seit langen und teilweise sehr massiv, hier in Ulm und Neu-Ulm, links wie rechts der Donau: Die Bandidos, die Mitglieder der Rock Machine MC und andere rivalisierende Gangs, … unter den Motorradhelmen Boxer und Bodybuilder, Milieupersonen bosnischer, türkischer, kurdischer oder albanischer Herkunft.

(Focus Online;  Schießerei in Neu-Ulm „Verdächtiger Mann nach Bluttat festgenommen“ 17.12.2012)

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